Kloster der hl. Agnes von Böhmen – Nationalgalerie Prag
Das Hl.-Agnes-Kloster “Na Františku“ wird fürs erste gotische Bauwerk nicht nur in Prag, sondern in ganz Böhmen gehalten. Es wurde vom König Václav I. (Wenzel I.) in den Jahren 1233-1234 auf die Anregung seiner Schwester Agnes gegründet, und zwar für den Orden der Santa Clara, den Agnes nach Böhmen herbeiführte und dessen erste Mutter Oberin war sie dann. Der Vorgänger des Klosters war ein Spital. Der Klarissen-Orden entstand ursprünglich als ein Ableger des Ordens des hl. Franziskus von Assisi, der Kloster war auch als Prager Assisi genannt. Agnes war eine außerordentliche geistliche Persönlichkeit des 13. Jahrhundert. Sie hat nebst dem Klarissen-Kloster, wo sie zur Äbtissin wurde, auch den einzigen böhmischen Kirchenorden gegründet – den Hospitalorden der Kreuzherren mit Rotem Stern. Agnes von Böhmen wurde im J. 1989 heiliggesprochen.
Das Agnes-Kloster ist ein Komplex aus zwei Gebäuden – dem Kloster der Klarissen und dem Franziskanerkloster, das in der Nachbarschaft gegründet wurde. Das einstöckige, auffallend lange Gebäude des Klosters der Klarissen wurde als Sichtmauerwerk ausgebaut, sorgfältig in romanischer Bindung ausgefugt. Es ist die älteste erhaltene Backsteinarchitektur in Prag. Senkrecht zur Kloster wurde die Doppelschiffkirche des hl. Franziskus errichtet, die frühgotischen Formen hat. Von 1245 bis 1260 wurde der klösterliche Kreuzgang und die Klosterküche gebaut. Dem Langhaus der Franziskuskirche wurde auf der Ostseite das Presbyterium angeschlossen und die Kirche wurde dem männlichen Franziskanerkloster zugeordnet. Das Presbyterium ist bis aufs Fenstermaßwerk erhalten geblieben. In der südlichen Wand des Seitenschiffs der Kirche ist das älteste gotische Fenster in Prag und Mitteleuropa. Das Gewölbe der Kirche stürzte in der Vergangenheit ein, der Raum ist mit einem neuen modernen Dach mit geklebter Holzkonstruktion abgedeckt. Der Dachkamm mit seiner Höhe von 37 m überragt jetzt die anderen Dächer in der Umgebung. Der gesamte westliche Giebel und ein Teil des südlichen Giebels der Kirche mussten mit künstlichen Sandsteinplatten zugemauert werden, die aus einer Mischung von Quarzsand mit Harz gegossen werden, die zuerst mit erdigem Ocker zugefärbt und dann beheizt wurde, so dass die Masse wieder in Stein verhärtete. Das eingestürzte Kirchenschiff wurde als Josef-Mánes-Saal umgebaut, der für Musikveranstaltungen benutzt wird.
Für die Klarissen wurde vor dem Kloster eine Kirche unbekannter Weihe ausgebaut, die zur Kapelle der hl. Maria Magdalena auf der Nordseite verbunden war. Zur Kirche der unbekannten Weihe wurde später eine höhere Kirche des hl. Salvators in den Jahren 1270 bis 1280 zugebaut, der erste Beweis für französische Gotik in diesem Land. Ein Teil der Kirche der unbekannter Weihe schafft jetzt das Schiff der Salvatorkirche, welches mit einer Arkade im Westen mit ihm verbunden ist. Eingang zum Presbyterium der Kirche wird von einem profilierten triumphalen Halbbogen geschaffen, mit den gekrönten Häuptern der Figuren von Königen und Königinnen geschmückt. Der Altarraum wurde vermutlich als königliche Grabstätte gegründet. Hier wurde Wenzel I. und Königin Kunigunde von Ungarn, die zweite Frau von Přemysl Otakar II., sowie die Tochter des Königs Wenzel II. Grabsteine der beiden Frauen sind graviert. Diese Technik wurde wahrscheinlich aus Frankreich übernommen, wo sie damals gewöhnlich war. Grab der hl. Agnes ist jedoch unbekannt. An den Chorwänden sind Reste von Malereien aus dem 14. Jh. Das von Agnes von Böhmen ausgebaute Kloster war die prunkvollste und in seiner Zeit modernste Architektur des 13. Jh. in Prag, würdige seiner königlichen Gründerin.
Während der Hussitenkriege verließen Klarissen ihr Kloster und die Gebäude langsam verfielen. Auf der Gravur, die die Invasion der Passauer nach Prag im Jahr 1611 zeigt, ist die Franziskuskirche schon mit dem zusammengestürzten Dach abgebildet. Wie andere Klöster, war auch dies am Ende des 18. Jh. vom Kaiser Joseph II. aufgehoben, gefolgt von einem Jahrhundert der Verwüstung. Wenn das Klosterareal von der Einheit für Wiederherstellung des Agnesklosters übernommen wurde, befand sich im ehemaligen Mausoleum der Könige von Böhmen eine Chicoréefabrik. Versuche, diesen wertvollen Komplex zu retten, endeten erst in 1986, als der Wiederaufbau des Klosterareals vollendet wurde. Die erste Ausstellung der Nationalen Galerie im Agneskloster wurde jedoch schon im J. 1980 eröffnet. Architekten Josef Hlavatý und Karel Kunca aus dem Staatlichen Institut für Rekonstruktion der historischen Städte und Gebäude mussten mit ihren Kollegen unzählige Probleme lösen, so dass dieses seltene Denkmal für künftige Generationen bewahrt und zugänglich gemacht werden könnte. St.-Agneskloster ist ein nationalweites Kulturdenkmal seit 1978. Die Nationalgalerie stellt im Agneskloster die Mittelalterliche Kunst von Böhmen, sowie von Mitteleuropa 1200-1550 aus.